Ein paar vollgefressene Post-Weihnachtstage sind vergangen: Entenbeine wurden vernichtet, Hasenreste aufgewärmt, Tannenbaum wurde abgeschmückt, Geschenke reichlich bespielt und auf der Suche nach zusätzlichen Schienen für die Lego-Eisenbahn haben wir uns am ersten Werktag nach Weihnachten gefühlte 10 Stunden (mit stündlich sinkender Motivation) durch diverse Berliner Einkaufscentren geschleppt, um die Schienen im Endeffekt dann doch abends bei Amazon zu bestellen – und auch dort: „nur noch 2 Stück auf Lager“. Hö?! Jedenfalls weiß ich jetzt, was es in vielen Familien zu Weihnachten gegeben haben muss: Schienen, Schienen, Schienen. Aber bei der Zuverlässigkeit der S-Bahn ist es ja tatsächlich besser, wenn man eigene hat. Ausschlaggebend für den Schienenkauf waren übrigens die beiden Fahrgäste, unsere Kitty-Zwillinge, die sich trotz fehlenden Mundes mit Mimik und Gestik über die Eintönigkeit der Strecke beschwert hatten… Bei uns reagiert die Bahn sofort, sowas nennt sich Kundenfreundlichkeit ^^
Strunz musste über die Feiertage außer Gefecht gesetzt werden, es ging nicht anders. Das Mousse-au-Chocolat hat lauter gerufen, als er „NEIN“ brüllen konnte. Dafür kann ich die Anzahl Plätzchen, die ich in der gesamten Vorweihnachtszeit gegessen habe, an einer Hand abzählen *stolz* Besonders schwierig sind die „Belgischen Meeresfrüchte“, die ich von Schülern als Weihnachtsgeschenk bekommen habe. Sowas kauft man sich ja in der Regel nicht selbst. Nun esse ich eigentlich weder Nougat noch echte Meeresfrüchte, aber die hübschen Muscheln und die grazilen Seepferde sehen soo soo lecker aus! Als Dankeschön sagte die Waage am Morgen des heiligen Abends (Oxymoron?) ein sattes Minus von glatten 10kg. Danach habe ich beschlossen, sie bis nächstes Jahr erstmal nicht mehr zu betreten…
Nun zum eigentlichen Thema dieses Posts: Hase hoch!
Wir waren gestern im „Tropical Islands“, Europas größter, tropischer Urlaubswelt. Etwa 60km südlich von Berlin liegt sie – die gigantische Halle, die ursprünglich als Luftschiffwerft gebaut wurde. Die Firma ging jedoch in Konkurs, bevor der erste Prototyp gebaut werden konnte, und so befindet sich heute in dem Maßanzug für Luftschiffe das „Tropical Islands Resort“. Die Ausmaße sind unvorstellbar: die Freiheitsstatue von New York könnte darin stehen und der Eiffelturm könnte darin liegen. 14.000 Tonnen Stahl, 70.000 Quadratmeter Dach und 5 Millionen Kubikmeter Luft, die permanent auf angenehme 26°C geheizt werden wollen. Also alles in Allem eine wirklich beeindruckende Konstruktion. So viel zu den technischen Daten.
Jetzt zu unserer Reise in die „Tropen“, Weihnachtsgeschenk meiner Mama:
der Eintritt für einen Erwachsenen ohne Studenten-, Behinderten- oder Hartz IV-Ausweis beträgt stattliche 29,50€. Kinder zahlen 24, Kleinkinder unter 3 nix. Wenn 2 Erwachsene und ein Kind voll zahlen, können Kind Nummer 2, 3 und 4 kostenlos mit rein. Das ist zwar schön, uns aber herzlich egal. Onlinetickets kann man natürlich kaufen, wobei mir die Vorteile nicht ganz einleuchten wollten, könnte man doch einfach vor Ort sagen, dass 2 erwachsene Vollzahler und eine Kurze einfach nur baden möchten. Unter dem Link „Tickets online kaufen“ stand „Sichern Sie sich Ihre Vorteilseintrittskarte“ und darunter der Satz: „wenn Sie bis 11 Uhr anreisen, ist der Eintritt am Buchungstag mit der Vorteilseintrittskarte garantiert“. Ich verstand mehr Bahnhof als Baden, buchte dann aber einen Abend vorher doch noch die Onlinekarten. Was man hat, hat man. Im Nachhinein weiß ich – hätte ich das nicht getan, hätten wir gestern einen Autobahnausflug ohne Baden unternommen. Wir fuhren also pünktlich um 9.45 Uhr zu Hause los, im Kofferraum Taschen und Tüten mit Bikinis, Badehosen, Handtüchern, Badeboot, Benjamin-Blümchen-CD und Reiseproviant (Zitat meines Mannes während ich stullenschmierend am Frühstückstisch saß: „Du weißt aber schon, dass wir nur 45 min fahren?!“. Ja, das weiß ich wohl, aber Kleinkinder und Petrus sind unberechenbar! Kann doch sein, dass wir zwischen dem Ortsausgang von Berlin und der Autobahnausfahrt zum Tropical Islands von einem Schneesturm überrascht werden. Klar, es sind fast 10°C PLUS draußen, aber man kann ja nie wissen.
Die Fahrt verlief reibungslos und schon Kilometer vor dem tropischen Paradies (?? we will see!!) standen große Wegweiser-Schilder, bei denen mich nicht mal gewundert hätte, wenn der Name zusätzlich zu Bild und Buchstaben noch in Blindenschrift eingestanzt gewesen wäre. Auf der großen Parkampel-Anlage leuchtete neben P1 ein rotes „besetzt“. Der direkt vor uns liegende P2 strahlte uns sein grünes „frei“ entgegen, was will man mehr. Schon von der Autobahnausfahrt war die Kuppel der riesigen Konstruktion zu sehen gewesen. Als wir dann aber auf den Parkplatz fuhren und sie sich in voller Größe vor uns aufbaute, staunte Stephan nicht schlecht: „Boah, da passt ja ein Zeppelin rein!“ Ehemalige Luftschiffwerft, so sieht’s aus.
In den FAQs hatte ich einen Abend vorher noch gelesen, dass man Buggys und Kinderwägen problemlos mit reinnehmen kann. Wozu genau? Um von einem Pool zum anderen zu fahren? Nix, Kind läuft.
Aus „Kind läuft“ wurde ein flehendes „Arm-Arm!“ schon auf dem windigen Fußmarsch vom Parkplatz ein Mal um die gesamte Halle bis zum Eingang. Da habe ich zum ersten Mal gedacht, wir hätten den Wagen doch mitnehmen können. Der Gedanke kam im Verlaufe des Tages dann auch nicht nur ein Mal. Warum der Eingang auf der Hinterseite ist und man ihn eben nicht von P2 aus sehen kann, wurde mir schlagartig klar, als wir mit Sack, Pack und Kind auf dem Arm die letzte Kurve nahmen: MENSCHEN. Wohin das Auge sah – alles voller Menschen! Große, kleine, dicke, dünne, Säuglinge, Kinderwägen, Reisetaschen, Schlauchboote und dazwischen: Menschen. Okay, vielleicht waren die Weihnachtsferien nicht der optimale Zeitpunkt für einen Badetag im Tropical Islands, aber was dort weit vor der Eingangstür abging, hätte normalerweise einen familieninternen Augenkontakt und anschließende Kehrtwende bewirkt, wenn wir im Vorfeld nicht schon fast 60€ bezahlt hätten.